Reise zur chinesischen Mauer – eine Anleitung zum selbstorganisierten Trip

Die chinesische Mauer in Badaling ist auch ganz leicht selbst zu erreichen

Ich wollte schon immer eine Reise zur chinesischen Mauer machen. Und als ich nach Peking kam, konnte ich meine Pläne endlich in die Tat umsetzen. Dazu muss man sich aber keine teure Tour für etwa 200 Yuan (ca. 25 Euro) aufschwatzen lassen – Wir sind für 12 Yuan gefahren (1,50 Euro). Hier folgt eine Anleitung.

Wenn man in Peking steht und trotzdem nur Bahnhof versteht, dann muss man den Kopf nicht in den Sand stecken. Ich kann auch kein Chinesisch – habe aber einen Freund, der das kann. Nichtsdestotrotz muss man sich nicht unbedingt von einem der wenigen des Englisch Mächtigen ansprechen lassen. Denn der möchte einem in einem netten Gespräch eine teure Tour zur chinesischen Mauer aufschwatzen. Die meisten wollen etwa 200 Yuan dafür (ca. 25 Euro). Zum Vergleich: wir sind für 12 Yuan gefahren (1,50 Euro). Wie das geht? Hier eine Anleitung.

Die chinesische Mauer (萬里長城, umgangssprachlich einfach Große Mauer genannt) ist eigentlich ein riesiges Konglomerat verschiedener Bauwerke. Sie erstreckt sich im Nordosten Chinas. Verschiedene Dynastien nutzten diese Bauwerke, um sich gegen unerwünschte Eindringle aus dem Norden zu schützen. DIE Mauer wurde auch nicht innerhalb von einigen Jahren gebaut. Der Bauprozess zog sich über Jahrhunderte, wenn nicht fast schon ein Jahrtausend. Dadurch kommt man auf eine Gesamtlänge von über 6000 Kilometern. Und im Gegensatz zur populären Meinung kann man das Bauwerk nicht vom Weltall aus sehen.

An welchen Punkt der Mauer soll ich fahren?

Zunächst ist wichtig, dass man sich klar wird, welches Stück Mauer man besuchen möchte. Viele Teile sind nie restauriert worden und gleichen eher einem Haufen aufgeschütteter Steine statt einer Mauer und es gibt auch Abschnitte, die man zwar betreten kann, jedoch nur auf eigene Gefahr. Dafür hat man eben auch ein Stück authentische Geschichte. Meine Empfehlung ist Badaling, der wohl bekannteste Abschnitt der Mauer. Der ideale Ausgangspunkt ist Peking. Es sind etwa 50 Kilometer und damit ca. zwei Stunden mit dem Bus, wenn man den Zustand des Busses und das Agressionslevel des meist stehenden Verkehrs berücksichtigt.

Im Vorfeld seiner China-Reise kann man diverse Touren buchen oder man lässt sich als Weißbrot einfach von einem Mutigen rund um den Tiananmenplatz ansprechen und zahlt dort in bar (oder besser per WeChat), aber ganz ehrlich: selbst wenn man vor seiner Unterkunft abgeholt wird, lohnt sich der hohe Preis einfach nicht. Im Endeffekt landet man am selben Ort wie der Linienbus und muss noch ein ganzes Stück zu Fuß zurücklegen.

Mit dem Linienbus zur chinesischen Mauer

Einfacher geht es tatsächlich, wenn man am frühen Morgen (oder von mir aus Mittag, wenn man den Jetlag noch nicht überwunden hat) mit der Linie 2 der U-Bahn zur Haltestelle Jishuitan 积水潭 (da es sich um eine Ringbahn handelt, ist die Richtung egal) oder für die wirklich Mutigen mit dem Bus Deshengmen 德胜门 fährt. Wichtig ist, dass man das große graue Tempelartige Gebäude in einer Art Kreisverkehr sieht!

Dort ist, wenn man es so betrachtet, ein zentraler Busbahnhof mitten auf dem Platz. Und wie es auch bei uns üblich ist, stellt man sich in der richtigen Schlange an, kauft beim Ticketverkäufer an der Bustür seinen kleinen Ticketabriss und sucht sich einen Platz. Meine Einschätzung ist übrigens, dass der Ticketverkäufer anhand eures europäischen Aussehens sowieso weiß, dass ihr zur Mauer wollt und euch unkommentiert ein Ticket verkauft.

Welchen Bus muss man nehmen?

Man kann mit verschiedenen Linien fahren, die gängigen sind 916, 919 oder 877. Ansonsten fragt nach Badaling oder zeigt es einem der herumstehenden Mitarbeiter: 八达岭长城
Achtet darauf, dass der Preis stimmt. Wir sind für 12 Yuan gefahren, Baidu Maps sagt aber, dass der Preis inzwischen mindestens 16 Yuan (etwa 2 Euro) beträgt. Aber nicht viel mehr!

Der Linienbus in China ist ein bisschen anders, denn dort platziert man 5 Sitze in einer Reihe statt 4. Breiter ist der Bus aber nicht und so sitzt man eingequetscht für zwei Stunden auf seinem Platz, während der Busfahrer sich auf der Schnellstraße den Weg freihupt. Aber der Preis stimmt hier einfach!

Und schon ist man in Badaling

Und das war auch schon das Schwierigste an der Reise zur chinesischen Mauer, denn sobald man den Großraum Peking verlassen hat, ist man auch schon fast im Gebirge. Am Ende der Fahrt landet man auf dem allgemeinen Parkplatz in Badaling. Dort gibt es am Straßenrand eine Reihe von Händlern, die Essen und je nach Jahreszeit passendes Accessoires anbieten: Da wir im Winter angereist sind, gab es Schals, Jacken, Hüte, Handschuhe, eigentlich eine ganze Garderobe. Das hat aber auch viel mit der chinesischen Mentalität, einfach alles auf dem Weg zu kaufen statt es mitzubringen, zu tun. An diesem Tag war es schon in Peking bitterkalt und in den Bergen umso mehr, deshalb haben wir eine nette Chapka gekauft.

Die steile Straße nach oben führt zu einer Kasse. Dort zahlt man den Eintritt für die Mauer (zwischen 35 und 40 Yuan – also etwa 5 Euro. Der Erlös fließt in die Instandsetzung des Bauwerks ein (zumindest wird das so behauptet). Aber an diesem begehbaren Stück sieht man, dass Arbeit in die Wiederherstellung geflossen ist und das ist auch gut so. Hier wurden ja keine genormten Steine verbaut und so sind die Stufen manchmal größer und manchmal kleiner, manche Strecken sind steil und man muss sich wirklich festhalten, um nicht den Berg runterzurutschen.

Reise zur Chinesischen Mauer in Badaling
Auf dem Gipfel sieht die Welt gleich anders aus.

Hochlaufen oder Hochfahren?

Ab hier hat man die freie Wahl. Man kann die Mauer nun von der Talstation aus selbst erklimmen oder die Seilbahn nehmen. Ich war natürlich super ehrgeizig und dachte: das kriege ich schon hin! Doch die Kälte und die Müdigkeit haben mir dann doch leider einen Strich durch die Rechnung gemacht und wir sind zur Seilbahnstation gelaufen (kostet extra). Nennt mich faul, aber ich war ja immerhin in 5 Minuten auf “dem Gipfel” des 8. Nord Gebäudes und da zeigt sich auch das ganze Ausmaß der Mauer – oder zumindest das, was das Auge erblicken kann. Der Vorteil der Seilbahn ist auch, dass man seine Kräfte schont, denn die Mauer zu begehen ist extrem anstrengend. Wir sind selbst nur bis zum 10. Gebäude gekommen und dann waren wir müde. Auf dem Weg zurück musste ich dann jede 20. Stufe eine Verschnaufpause machen.

Der Weg zurück nach Peking

Natürlich geht es vom Parkplatz aus wieder zurück. Dort kauft man sein Ticket zurück wie auf dem Hinweg. Der letzte Bus fährt übrigens 19 Uhr, deshalb solltet ihr eure Tour über die Mauer auch entsprechend planen. Ansonsten bleibt einem nur noch das Taxi oder DiDi (der Uber-Klon aus China). Das kostet aber locker zwischen 300 und 600 Yuan (40 bis 80 Euro). Habt ihr allerdings den Bus geschafft, so kommt ihr wieder in Deshengmen an.

Ein paar Brocken Chinesisch sind definitiv hilfreich, aber man kann sich auch so durchschlagen. Wie immer gilt, wenn man den Trip selbst organisiert spart man unheimlich viel Geld. Man wird zudem nicht noch in sinnlose Museen geschleift oder noch schlimmer, in irgendwelche Verkaufsräume für billigen Schrott (wie es auf unserer Reise zur Halong Bay der Fall war).

Ich hoffe, ihr habt jetzt genau so Lust wie ich, eine Reise zur chinesischen Mauer zu machen! Würdet ihr zu Fuß hochsteigen?

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