Jetzt kommt eines meiner absoluten Lieblingsthemas: die Tempel von Angkor. Man muss es selbst gesehen haben, um die Faszination zu verstehen. Hier muss man auch bedenken, dass neben dem berühmten Angkor Wat eine Vielzahl an Ruinen auf einer Fläche größer als Bremen zu finden sind. Was man sich unbedingt ansehen sollte, verrate ich euch heute.
Als ich nach Kambodscha kam, hatte ich eigentlich gar keine Erwartungen. Den Angkor Wat kannte ich von Bildern, aber das war auch schon alles. Daher habe ich dann für die Besichtigung der Tempel maximal drei Tage eingeplant und bei dem Eintrittspreis schon überlegt, ob ich doch lieber nur einen Tag mache. Mit einem stolzen Preis von 62 US-Dollar für 3 Tage war dies der teuerste Posten der ganzen Südostasienreise. Aber es lohnt sich!
Wie man zu den Tempeln von Angkor kommt
Ausgangspunkt für alles ist die kleine Stadt Siem Reap und man muss sich bewusst sein, dass der Weg vom Stadtzentrum bis zum ersten Tempel etwa 15 km beträgt – zu Fuß wird das wohl nichts. Man kann das Tuktuk in Erwägung ziehen, da man sowieso alle 5 Meter von einem Fahrer angesprochen wird. Allerdings büßt man so natürlich eine Menge Flexibilität ein und man muss mit dem Fahrer natürlich eine Tagespauschale aushandeln. So ganz die optimale Strategie ist das nicht.
Wir haben uns schlau gemacht und sind auf Elektro-Fahrräder gekommen. Diese bringen unglaublich gute Vorteile:
- Günstig – 10 Dollar pro Tag
- Einfach zu handhaben – man lernt das Fahren innerhalb von 5 Minuten, denn es funktioniert wie ein Motorroller
- Flexibel – wie oben genannt, kann man damit fahren wann und wohin man will
- Wendig – das fährt auch über Dschungel-Pisten
- Umweltfreundlich – also besser als die Tuktuks sind sie allemal
Und der vielleicht wichtigste Vorteil des Elektrofahrrads: man darf auch aufs Tempelgelände fahren. Und mit dem Wissen um die Dimensionen des ganzen Geländes ist das auch eine echte Offenbarung!
Ticketkauf für die Tempel
Wie immer gilt: man kann sich Tickets auch im Vorfeld kaufen. Entweder in der Unterkunft oder bei den zig Reiseagenturen, die sich an den Straßenrändern säumen. Wie viel Provision dabei eingestrichen wird, kann ich nicht genau sagen. Wir haben uns dann doch für den direkten Weg entschieden, am offiziellen Ticketschalter zu kaufen. Nur leider hat man sich entschieden – aus welchen Gründen auch immer – das offizielle Ticketoffice mitten auf die grüne Wiese zu bauen. Und so verlässt man die Hauptstraße in Richtung Osten und fährt, bis man einen weißen Komplex mit einem großen Parkplatz sieht.
Die Tickets kann man überraschenderweise auch mit Kreditkarte kaufen. Das ist in Kambodscha aber auch schon das Höchste der Gefühle. 🙂
Ihr habt übrigens die Wahl zwischen 1-Tages-, 3-Tage- und 7-Tagetickets. Die sind auch entsprechend preislich unterschiedlich und bevor man sich jetzt entscheidet, sollte man sich folgende Frage stellen:
Was genau will ich eigentlich hier?
Nicht unberechtigt. Ihr könnt euch den Aufenthalt so kurz oder lang wie möglich gestalten. Ihr könnt alles im Schnelldurchlauf machen oder euch extrem viel Zeit für jede Ruine nehmen. Das Tuk Tuk über die Straßen jagen oder durch den Dschungel wandern (aber bitte mit ausreichend Schutz!). Lange Rede, kurzer Sinn: alles ist möglich.
Wir haben uns für die goldene Mitte entschieden, da es zwei große Tourvorschläge auf den Touristenkarten gibt und wir auch nicht eine Woche lang nur Tempel anschauen wollten.
Ein personalisiertes Ticket
Wenn ihr dann wisst, was ihr wollt, stellen euch die Verkäufer ein personalisiertes Ticket mit Foto aus. Das wird dann auch an der Kontrollstation an der Zugangsstraße überprüft, sodass man das Ticket auch nicht weiterverkaufen kann.
Tempelroute planen
Und schon geht’s los! Gleich am Anfang erreicht man schon einen riesigen Wassergraben, hinter dem sich der Angkor Wat versteckt. Damit hat man gleich zu Beginn schon einen bleibenden Eindruck von dem, was noch kommt. Vor der Brücke über den Graben halten auch die meisten Tuk Tuks, Mopeds, Autos, … und wir mt unseren Rädern. Natürlich sieht man auch die wabernde Menschenmenge, die sich ihren Weg zum Tempelgelände bahnt.
Alle wichtigen Tempel, die ich jetzt vorstelle, befinden sich übrigens auf der kleinen Tempelroute. Das bedeutet aber nicht, dass man die anderen jetzt komplett außer Acht lassen sollte.
Tempel 1: Der Angkor Wat
Der wohl berühmteste Tempel auf dem ganzen Gelände ist der Angkor Wat. Viele Leute kommen auch nur wegen ihm und schauen sich den Rest gar nicht an (was für eine Vergeudung!). Vielleicht, weil er der besterhaltendste Tempel ist. Zudem ist er nicht nur auf der Landesflagge, sondern auch auf Geldscheinen, dem Visum, Kleidung, etc. zu finden.
Man betritt den Angkor Wat und ist schier geflasht von dem Bauwerk. Wie lange die Errichtung gedauert hat und wie viel Manpower dort hineingeflossen ist, kann man sich gar nicht vorstellen. Hinter der fast komplett erhaltenen Mauer, die aus einem Gewölbegang besteht, vebirgt sich eine große Grünfläche mit einer breiten Flaniermeile. Theoretisch könnte man hier fantastische Open Air-Konzerte abhalten. 🙂
Zu dem berühmtesten Teil geht man gerade zu. Das wie eine Festung wirkende Bauwerk besteht aus mehreren Ebenen. Wer nicht gut zu Fuß ist, der sollte vielleicht von einer Besteigung absehen – die Stufen zu den Türmen sind extrem steil. Ist man dann aber oben, hat man eine fantastische Sicht über das Gelände und bestaunt die einzigartige Architektur, die über die Jahre wirklich gut erhalten wurde.
Viele Touristen machen übrigens eine Sunrise-Tour zum Angkor Wat: 5 Uhr im Dunklen zum Tempel fahren und sich dann an den Teichen positionieren, um die Sonne über den Wipfeln aufgehen zu sehen. Wir haben es gemacht, aber man muss wirklich einen guten Tag erwischen, denn besonders tolle Farben waren leider nicht zu sehen. Und es war unglaublich überfüllt. Wenn man nur einen Tag zur Verfügung hat, lohnt sich die frühe Anreise. Aber ansonsten… naja.
Tempel 2: Bayon, der Tempel der Gesichter
Wenn man die Hauptstraße weiterfährt, den Wassergraben mit der tollen Brücke hinter sich lässt und im Dschungel vielleicht noch Affen trifft, kommt man an den Bayon. Der Bayon-Tempel ist nicht so groß wie der Angkor Wat, aber ist viel einzigartiger als der Rest auf dem Gelände. Hunderte Köpfe sind aus Stein gemeiselt und schauen in jede Richtung. Man fühlt sich irgendwie ständig beobachtet. Aber das macht auch den Reiz des Ganzen aus, denn die Präzision und die Details sind deutlich zu erkennen.
Auf dem Bayon kann man eigentlich nur eine Runde gehen, da er nicht aus mehreren Ebenen besteht. Zudem ist er auch gut zugänglich. Gerade in der schwülen Hitze im Dschungel ist es fast schon eine Oase, nicht zu anstrengende Klettertouren zu unternehmen. Und vor allem im Nachmittagslicht bieten sich hier gute Möglichkeiten, ein paar tolle Fotos zu machen.
Tempel 3: Ta Prohm, vom Wald verschluckt
Wer Tomb Raider gesehen hat (*hust*, seid ihr schon so alt?), der wird hier schnell feststellen, dass ihm die Umgebung bekannt vorkommt. Ta Prohm ist nicht der einzige Tempel, bei dem die Natur wieder die Überhand übernommen hat, aber eben der Berühmteste. Er besticht mit seiner Größe und den vielen krummen Würgefeigen, die sich irgendwann auf dem Mauerwerk niedergelassen haben. Nun sieht man vor allem recht bizarre Formen, die sich mit der Mauer verbunden haben.
Mitten im Tempel gibt es dann auch eine Möglichkeit, sich vor dem Eingang des Filmtempels fotografieren zu lassen und dort wird es natürlich wieder sehr voll. Nichtsdestotrotz kann man sich in den Weiten des Tempels verlieren und ein paar ruhige Ecken finden, um die Umgebung auf sich wirken zu lassen. Hier wirkt alles, wie es wohl sein soll: eine untergegangene Zivilisation, deren Überreste langsam von Mutter Natur überrollt wurden.
Im Ta Prohm müsst ihr allerdings etwas vorsichtig sein. Zwar ist recht viel Fläche auch abgesperrt, aber dennoch gibt es viel loses Geröll, auf dem ihr nicht unbedacht herumklettern solltet.
Weitere Tempel, die man sich gut anschauen kann
Wenn ihr nach den drei Tempeln schon genug gesehen habt, kann ich das gut verstehen. Sie liegen weit auseinander, sind anstrengend zu begehen und am Ende sind es doch immer die gleichen Steine… oder?
Ich gebe zu, dass ich am dritten Tag auch genug hatte. Dennoch bin ich ganz froh, dass wir die 3 Tage gemacht haben. Wir sind mit dem Fahrrad auch ab und zu quer durch den Dschungel gefahren (OsmAnd sei Dank – die haben wir auch auf den Jungle Walks in den Cameron Highlands gut nutzen können). Und dabei stößt man auch auf Tempel, die man sich sonst gar nicht unbedingt angeschaut hätte.
Der Phnom Bakheng liegt unweit vom Angkor Wat und erstreckt sich auf einem Hügel. Der Aufstieg ist etwas anstrengend (und zum Glück wurden Aufstiege mit dem Elefanten verboten), aber oben angekommen hat man einen tollen Ausblick auf das Archipel. Dort kann man auch bis etwa 18 Uhr verweilen und sich den Sonnenuntergang anschauen.
Am Preah Khan solltet ihr auch noch mal halten. Er nimmt eine riesige, zusammenhängende Fläche ein und schien einst eine Kleinstadt zu sein. Hier sieht man zweigeschossige Gewölbengänge, einige Andachtstellen und auch viel überwuchertes.
An den Neak Pean kommt man gar nicht ran – er wurde auf einer künstlichen Insel errichtet und man kann ihn nur vom anderen Ende des Wassergrabens betrachten. Der Weg dahin ist aber sehr schön, denn man muss einen langen Steg über das überschwemmte Sumpfgebiet nehmen, um ihn zu erreichen.
Was ihr bei eurem Besuch außerdem beachten solltet
Wenn ihr wisst, welche Tempel ihr euch anschaut, dann schaut auch auf die Zeit! Wie oben genannt, öffnet der Angkor Wat ab 5 Uhr für die frühen Vögel, die meisten aber sind er ab 7.30 Uhr begehbar. Zudem schließen sie auch gegen 17 Uhr oder 17.30 Uhr – es wird schnell dunkel im Dschungel ohne Straßenbeleuchtung!
Am besten nehmt ihr wirklich nur die Hauptwege und nicht irgendwelche Abkürzungen durch das Dickicht. Das ist zwar praktisch, aber man kann sich wirklich schnell verirren und der Handyempfang ist extrem schlecht.
Und ich kann es nicht oft genug sagen: haltet euch von den Affen fern. Sie scheinen sehr zutraulich, aber sind ziemlich aggressiv und die medizinische Versorgung in Kambodscha ist sehr unterirdisch (haben wir leider erlebt).
Und nun viel Spaß bei eurer Entdeckungsreise!
Lydi reist gerne und manchmal auch zu viel. Abenteuerliche Unternehmungen abseits der Touristenmassen sind eher ihr Ding als sich sich vor dem Eiffelturm zu fotografieren. Außerdem mag sie Hunde, lange Kaffeepausen und verrückt-spontane Konzertbesuche.